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Wenn ich Shiatsu gebe, merke ich oft ganz konkret, dass der Bauch meiner/s Klient/in nach einiger Zeit zu gurgeln beginnt – der Darm entspannt sich, vergisst den Stress und kann wieder seiner eigentlichen Arbeit nachkommen. Egal, ob er davor zu schnell oder zu langsam gearbeitet hat, durch die Berührung und die damit verbundene Entspannung wird er gestärkt.
Wo genau diese Berührung stattfindet – am Bauch oder doch lieber an den Füßen oder eine entspannende Rückenbehandlung, ist dabei nicht so wichtig. Hauptsache, die Berührung fühlt sich für dich angenehm an. Manchen ist Berührung von fremden Menschen im ersten Moment unangenehm – deswegen gebe ich Shiatsu-Griffe gerne in Shiatsu Paarmassage Workshops weiter. So findet die Berührung durch einen Menschen statt, der/die mir nahe steht und wo ich weiß, dass ich die
Berührung schätze.
Worauf ist dabei zu achten?
Prinzipiell sage ich immer, dass du weit weniger falsch machen kannst, als du denkst. Die meisten sind eher zu vorsichtig als zu grob. Wenn du dem Körper unter deinen Händen achtsam begegnest, wird dieser nicht zerbrechen – und du wirst merken, wie die Berührung ankommt. Damit bin ich bereits bei einem ganz wichtigen Tipp: Lass dir Feedback geben! Sagt euch gegenseitig, welche Berührung gerade angenehm ist, so könnt ihr gemeinsam lernen.
Ein weiterer Grundsatz ist, dass es ganz wichtig ist, dass die gebende Person sich wohlfühlt und entspannt ist. Berührung zu bekommen von einer verspannten Person ist unangenehm. Daher, spür zuerst selber in dich hinein, konzentrier dich einen Moment lang auf deine Atmung und such eine gemütliche Position, bevor du losstartest. Wannimmer diese Position unangenehm wird, verändere sie, mach jederzeit Pause. Mach es so, dass es leicht ist und dir selber Spaß macht. Dieser Punkt wird oft unterschätzt.
Shiatsu Paarmassage - Technik zum Ausprobieren
Ich empfehle auf dem Boden auf einer Decke liegend zu arbeiten. So kann die gebende Person ganz leicht ihr Gewicht von oben auf die liegende Person „gießen“ und braucht sich dabei nicht anzustrengen. Konkret heißt das, dass du deine ganzen Handflächen verwendest und mit der Ausatmung auf eine vorher gewählte Stelle auf dem Körper deines/r Partner/in einsinkst. Es geht dabei nicht darum absichtlich Druck zu geben – es reicht, wenn du dich mit deinem Körpergewicht einsinken lässt. Du musst dazu deinen Schwerpunkt über deine Hände platzieren – am besten kniest du und dein Becken ist in der Höhe und beweglich. Wenn du die Technik halbwegs verstanden hast, kannst du damit über den ganzen Körper deines/r PartnerIn wandern. Diese/r kann zuerst auf dem Bauch und dann auf dem Rücken liegen. Heikle Zonen wie etwa der Kopf oder Kniegelenke lässt du aus.
Am Anfang mag es recht kompliziert klingen, aber mit der Zeit wird es immer logischer und leichter; die Bewegungen werden mehr und mehr zu einem Tanz. Wenn dir diese Technik zu kompliziert ist, lass sie wieder gehen und mach einfach, was dir in den Sinn kommt. Und vergiss nicht, wenn du davon müde wirst, mach Pause. Gebt euch Feedback – und macht es sooft ihr ein wenig Zeit miteinander findet und Lust dazu habt; so werden ihr immer mehr Profis darin. Sich gegenseitig auf diese Art und Weise zu berühren ist eine ganz wundervolle Möglichkeit den Tag zu beenden.
Berührung als Lebensmittel
In zahlreichen Studien konnte Martin Grunwald nachweisen, dass Berührung unser Leben von Anfang bis Ende begleitet und überhaupt erst ermöglicht. Einen kleinen Auszug seiner spannenden Entdeckungen möchte ich hier mit euch teilen.
Grunwald schreibt, dass ein Embryo im Mutterleib seine Umgebung und sich selbst spürt lange bevor er sehen, hören, schmecke und riechen kann. Ohne Körperkontakt könnte ein Säugling nicht überleben und das Gehirn kann ohne Körperreize nicht wachsen und reifen. So konnte Grunwald nachweisen, dass Embryos sich nicht nur zufällig mehrmals täglich im Gesicht berühren: „Setzt man nämlich die Anzahl der Gesichtsberührungen eines Fötus in ein Verhältnis zum subjektiv erlebten Stresslevel der Mutter, wird deutlich, dass sie umso häufiger auftreten, je gestresster die Mutter sich fühlt.“ Wenn Mütter rauchen oder einen aufregenden Film anschauen, berühren sich die Babys öfter – sie sind somit dem mütterlichen Stress nicht ganz hilflos ausgesetzt, sondern können sich durch diese Gesichtsberührungen ein stückweit selber beruhigen. Beeindruckend, wie ich finde.
Aber nicht nur Kinder brauchen Berührung – auch Erwachsene profitieren nachhaltig davon. Beispielsweise konnte in einer Studie nachgewiesen werden, dass bereits eine kurze Umarmung von 20 Sekunden zur Senkung des Blutdrucks und Verminderung der Herzfrequenz führt. In einer anderen Studie sank nach einer nur 10-minütigen Massage durch den Partner die Cortisolkonzentration (ein Stresshormon) und die Herzfrequenz der Partnerinnen, die diese erhielten.
In diversen weiteren ausgeklügelten Studien nachgewiesen werden, dass achtsame bzw situationsadäquate Berührung zu positiven Emotionen führt, Stresserleben reduziert, das Immunsysten stabilisiert und sich entzündungshemmende Prozesse beschleunigen. Zusammenfassend schreibt Grundwald, dass durch adäquate Berührung quasi eine körpereigene Apotheke geöffnet werden kann.
„Ohne Berührung ist menschliches Leben nicht möglich."
Martin Grunwald, Hirnforscher und Pionier der Haptikforschung und Autor des Buches „Homo hapticus“ (2017)